Impressionen vom 2. Reggio-inspirierten Dialogtag
Am 29. Juni 2024 fand in unserer Kita der 2. Reggio-inspirierte Dialogtag statt. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr wollten wir erneut einen Einblick in unsere Reggio-inspirierte Arbeit geben.
Wir öffneten mit großer Freude unsere Kita für interessiertes Publikum an der reggianischen Philosophie. Wir präsentierten hingebungsvoll unsere pädagische Arbeit. Das Weltentdecken mit unseren Kindern. Wir zeigten vielfältige und verschiedene Spielwelten der Kinder die die Möglichkeit bieten die Welt mit Kinderaugen zusehen, zu verstehen das Kinder immer und zu jeder Zeit spielend Lernen. Wir fanden den Austausch mit Euch beim Business Dating, den Impulsvorträgen, bei den vielen netten Gesprächen unheimlich bereichernd, so inspirierend und zukunftsweisend. Ein wahres pädagogisches Feuerwerk.
Wir freuten uns riesig euch endlich einmal „live“ kennenzulernen, euch nach langer Zeit wiederzusehen, über euer reges Interesse an unseren pädagogischen Dokumentationen, über euer wertvolles Feedback und die Wertschätzung unserer pädagogischen Haltung und unsere pädagogischen Arbeit mit den Kindern.
Wir bedanken uns auf das allerherzlichste für euer Kommen, dass ihr Zeit mitgebracht habt, lange Anfahrten auf euch genommen habt und dass ihr den Moment der Urkundenüberreichung von Dialog Reggio durch Sonja Marnette im Rahmen unserer Re-Zertifizierung mit uns geteilt habt.
Ein riesen Dankeschön an unser Team, diesen Tag haben wir gemeinsam geschafft, unsere Arbeit mit den Kindern einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und mit vielen Interessierten geteilt und gefeiert.
Rezertifizierung
Unsere Kita wurde erneut als reggio-inspirierte Einrichtung zertifiziert.
Nach einer umfassenden Prüfung wurde unserer Einrichtung das begehrte Zertifikat als reggio-inspirierte Kita für weitere vier Jahre verliehen. Diese Rezertifizierung unterstreicht unser kontinuierliches Engagement und die Qualität unserer pädagogischen Arbeit, die in der Kita geleistet wird.
Die erneute Anerkennung als reggioinspirierte Einrichtung ist eine Bestätigung der Reggio-inspirierten Philosophie, dass Kinder Mitgestalter ihrer Bildungsprozesse sind, ihr Recht auf Bildung als Bürger:innen von Morgen.
Die erfolgreiche Rezertifizierung ist das Ergebnis eines kontinuierlichen Prozesses der Reflexion, des Lernens und der Entwicklung, der von allen Beteiligten mitgetragen wird.
Die überbetriebliche Kita in Lörrach ist stolz darauf, diesen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben und sieht ihn als Ansporn, auch in Zukunft die Qualität ihrer pädagogischen Arbeit weiterzuentwickeln und den Kindern eine bestmögliche Bildung und Betreuung zu bieten.
Wir möchten uns bei allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern und unserem Träger bedanken, die diesen Erfolg möglich gemacht haben.
Im folgenden Text hat Sabine Brehm vom Landesverband Süd im Dialog Reggio e.V. ihre Eindrücke des Tages geschildert. Wir danken ihr von Herzen für diese tolle Schilderung!
Die Überbetriebliche Kita in Lörrach
Ein reggio-inspirierter Reisebericht in den Südwesten Deutschlands!
Im Dreiländereck – Deutschland, Schweiz und Frankreich, findet man eine Kita inmitten von bergigem Grünland. Umgeben vom Schwarzwald, der grünen Grenze und einem Hauch Großstadt Flair.
Das Gebäude dieser Kita ist vor gut 30 Jahren in den Berg hineingebaut worden. Architektonisch betrachtet geht es steil den Berg nach oben.
Und genau so, muss man sich das Eintauchen in diesen Bildungsort vorstellen …
Wenn man hinein geht, wird man von visuellen Impulsen geradezu mitgezogen.
Die Architektur, das Licht, die Schatten und die Lebendigkeit des Ortes locken den Besucher weiterzugehen, sich auf Entdeckungsreise zu begeben.
Der Blick nach rechts – Mitarbeiterbereich/Verwaltung – von außen unspektakulär – aber im Inneren gefüllt mit reggianischer „womenpower“. Hier ist der Ort, an dem die Organisation und die Mitarbeiter ihren Platz haben, um sich motiviert und zielorientiert auszurichten.
Der Blick nach links – ein Rundbau mit viel natürlichem Licht und Höhe, Luftigkeit und Leichtigkeit umspielen den Raum. Die Ausstellungen in diesem Raum zeigen an diesem Tag des EINBLICKES in der Kita, verschiedene Dokumentationsformen und außergewöhnliche Präsentationen.
Hier erahnt man schon mit welcher einzigartigen Auseinandersetzung die Kinder ihre Lernerfahrungen machen können.
Von Linien und den Farben Schwarz und Weiß, von gelben Enten und Verschlüssen, von Schlüsseln die Geheimnisse erschließen und Verknüpfungen der vielen Ideen und Materialerfahrungen der Kinder.
Geht man weiter, wird man von Licht und Schatten und einem Raum mit Schwarzlicht angelockt. Neue visuelle Reize lenken die Schritte und die Augen. Leise Musik und neonfarbige Installationen, die ein wenig an die Werke des Schweizer Künstlers Jean Tinguely oder an das amerikanische Künstlerehepaar Charles und Ray Eames „Solar Do Nothing Machine“ erinnern.
Man möchte verweilen und sich damit beschäftigen. Ausprobieren, experimentieren und bauen.
Doch weiter, es gibt noch das Licht des Gartens, dass die Schritte ins Freie lenkt. Im Garten findet man eine Gartenwerkstatt, eine Licht- und Schattenwand, ein Zelt mit silbernem Dach und vielen silbern glänzenden Gegenständen. Die Sonne spielt mit den Materialien und verführt zum Tun damit.
Zurück im Haus wird man von verschiedenen Möbelstücken und Dokumentationen eingeladen sich in der Piazza Creativa umzuschauen. Zur linken Seite führt der Weg zu dem Raum der jüngsten Kinder. Die Auseinandersetzung mit den Elementen Wasser und Sand sind essentielle Erfahrungen, die Kinder in jungen Jahren machen.
Die Kinder hier werden von der vorbereiteten Umgebung eingeladen mit Wasser, Sand, und Matschküche zu spielen und zu lernen. Gleichzeitig aber auch im Vorraum zum Gruppenraum mit dem Material Ton, eingeladen zu beobachten und sich weiter auszuprobieren.
Ein Atelier in dem Ton eine Möglichkeit der Weiterentwicklung der motorischen und ästhetischen Kompetenzen der Kinder bietet.
Wie clever diese Verortung des Materiales Ton doch ist. Ein Aufbau der kindlichen Entwicklungskompetenzen durch gezielt steigernde Herausforderungen im Material und der Bewusstheit der benötigten räumlichen Ressource.
Zurück in den mittleren Bereich des Hauses, des Weges nach oben – gelenkt durch Aufenthaltspunkte und Treppenführung, findet man sich in einer herausfordernden lichtdurchfluteten Halle. Der Himmel scheint in das Haus zu blicken, mit gelben Rollos bedeckt, wie Sonnenstrahlen leuchtet die Piazza Creativa an diesem Tag golden.
Ein langer Arbeitstisch, heute mit Materialien und Impulsen einladend vorbereitet, regt die Tätigkeit an, sich mit diesen Materialien ästhetisch auseinander setzen zu wollen. Fertige Kunstwerke der Kinder erinnern an Sonnen, oder vielleicht doch Blumen oder an Traumfänger…
Die Transparenz der Materialien, die Leichtigkeit und die absorbierenden Farben nehmen gefangen und man fühlt sich, wie in einem floralen Studio. Die Kunstwerke bestechen durch die Größe und die Leichtigkeit, mit der sie wie durch den Raum schwebend angebracht worden sind.
Ein Blick rechts in das große Atelier gewährt Einblick in die Möglichkeiten, die den Kindern in diesem Haus geboten werden, sich künstlerisch auszuprobieren.
Die Atelierleiterin lässt viel Freiraum, bereitet Material und Werkzeug vor und gibt vielen Kindern gleichzeitig die Möglichkeit sich ästhetisch und kreativ auszuprobieren. Es können Techniken kennengelernt werden, außergewöhnliches Material zum kreativen Gestalten benutzt werden.
Die Lebenswelt der Kinder, so einfach, sie auch immer ist, kann hier nachgebaut, gemalt oder gestaltet werden. Eine offene Tür, die einlädt sich fallen zu lassen und kreativ zu sein.
Diese Basis der Lernwelt der Kinder ist im unteren Teil des Hauses angesiedelt. Geht man die Stufen mit Einladung zum mathematischen Spiel und dem Erforschen der Anziehungskraft des Körpers durch die sicherlich anziehende schiefe Ebene hinauf, findet man sich bei den Forschern und Entdeckern wieder.
Zur rechten Seite ein Raum für die jüngeren Forscher, die noch nicht den ganzen Tag entdecken und forschen können, eine Mischung aus Herausforderung mit Themen, die sich an keine Altersgrenze halten und sich um das soziale Umfeld der Kinder dreht. Hier findet man die Auseinandersetzung mit Lebensmitteln, wie Avocado, Honig und Biene oder schlicht nur dem heißgeliebten Pfannkuchen.
Auf der gegenüberliegenden Seite…
Eine Tür, die den Eingang in die Welt des Forschens öffnet, macht neugierig und lädt ein hindurchzugehen.
Schmetterlinge, Käfer, Insekten, Steine, Naturmaterialien, Lichtpunkte und vorbereitete Arbeitstische laden ein, zu forschen und sich mit den Naturwissenschaften auseinanderzusetzen. Die Leuchttische, welche an diesem Tag Blumen und Drahtinstallationen zeigen, holen das dokumentierte Projektthema im Flur in den Raum – oder ist es genau anders zu betrachten?
Die Erfahrungen mit Blüten und Pflanzen, die die Kinder im Flur dokumentiert und präsentiert haben ziehen einen wieder hinaus. Mit Feingefühl, großen und klar fokussierten Bilddokumentationen können die Kinder reflektieren und sich weiter mit den Pflanzen auseinandersetzen. Der Ausgang des Flures in den Garten ist mit einem Regal welches Gartenexperimentiermaterial bereit hält bestückt. Die Kinder werden auch hier ganz nebenbei eingeladen weiter zu forschen, sich nicht zufrieden zu geben mit der einseitigen Betrachtung von Pflanzen.
Und doch zieht das Ambiente des Labors wieder hinein, in den Raum, in dem man so vieles Außergewöhnliches und doch Bekanntes erforschen kann.
Hier kann man die Stabilitätsprinzipien, die Erdanziehungskraft und die Symmetrie kennen lernen. Kleine Lichtpunkte leiten den Blick und fokussieren auf Details, die vielleicht sonst in der sehr gut geordneten und präsentierten Fülle untergehen würden. Zahlreiche Möglichkeiten, um sich kognitiv und feinmotorisch weiterzuentwickeln und doch für Kinder überschaubar begrenzt. Meist nur drei Dinge auf einem Tablett, mit der Möglichkeit zu erweitern und von der geringen Materialauswahl in die Fülle gehen zu können.
Ein Raum, mit Außenbereich, der so viele Möglichkeiten bietet, sich selbst zu erfahren und vielleicht auch schon Grundsteine für die spätere berufliche Entwicklung zu legen. Auf jeden Fall ein Raum, der sich verändert und doch beständig bleibt. Ein Raum in dem reale Gegenstände das Leben begreifbar machen.
In der luftigen Höhe des Bildungsortes stehend ist man beseelt von den Möglichkeiten des Hauses. Man kann sich nach oben hin entwickeln, und doch auch mit Erfahrungsmöglichkeiten ein paar Schritte nach unten gehen um noch einmal nachzuschöpfen.
Ein Haus, welches in seiner Umgebung mit seiner regionalen und länderübergreifenden Szenerie spielt und lernt, ein Team, welches sich multikulturell und multiprofessionell zu einem reggio-inspirierten Team entwickelt hat.
Ein Ort, an dem man STAUNEN kann, sich INSPIRATION und reggio-inspiriertes STANDING holen kann.
Ein Ort, an dem sich ein Team Gedanken macht und sich fortwährend reflektiert – gefangen von dem reggianischen Feuer.
Danke für die Einblicke in diese wunderbare Arbeit.
Danke an die Kinder, die sich in diesem Haus inspirieren lassen sich weiter entwickeln, damit unsere Welt in der Zukunft mit 100 Sprachen bereichert wird.
Sabine Brehm, Landesverband Süd